Sonntag, 14. Februar 2010

Holocaust: "Heilverfahren am faulen Ast"?



In wohl keiner zweiten Glaubensgemeinschaft liegt die religiöse Prophetie so stark verankert wie im Judentum. Keine zweite Glaubensgemeinschaft ist in ihrer Eindeutigkeit vergleichbar auf eine noch ausstehende himmlische Erlösung ausgerichtet: Am Ende der Tage, so durchzieht es das Schrifttum der Israeliten, kommt der Messias. Er wird Jerusalem zu seiner Heimstatt machen. Er wird das auserwählte Volk endgültig aus dem Exil zusammenführen. Er wird unter den Staaten der Welt Frieden schaffen. So predigen es die Rabbiner in aller Welt seit Jahrtausenden. Die Synagoge ist zum Warten angehalten. Es ist ein Warten, in dem sich Ehrfurcht und Beklemmung die Hand reichen. "Möge er kommen", beten viele Kinder Mose über ihren Heiland. "Aber mögen wir es selbst nicht erleben." Denn die Geschichte seiner Niederkunft wird mit Unmengen an Blut geschrieben, welches aus dem Geburtswehen des Messias ausströmt.


Soweit die konventionelle Sicht des Judentums, die der Gefolgschaft eine passive Haltung vorgibt. Frei nach dem Wort "Der Himmel wird's schon richten." Doch an genau diesem Punkt ist ein maßgeblicher Teil des Chassidismus bereit, einen ketzerischen Sonderweg zu beschreiten. Diese Kreise wollen in den Überlieferungen des Judaismus zwei Messiasse entdecken. Der sogenannte Messias ben David sei himmlischen, der Messias ben Joseph dagegen irdischen Ursprungs. Während sich der ungreifbar göttliche Erlöser mit den Vorstellungen und Überlieferungen der Synagoge deckt, ist die zweite Gestalt scheinbar neu. Ihr so die explosive Auslegung falle die Aufgabe anheim, den Geburtsprozeß ben Davids in Gang zu bringen, indem sie die im Bibelschrifttum prophezeiten Endzeitszenarien in die Tat umsetze.

Das Wort "Gottes" müsse dabei als Auftrag zur Tat verstanden werden. Und natürlich hat der aktivistisch gepolte Chassidismus keinen Zweifel, daß ihm selbst die Rolle dieses geheimnisumwobenen "Vollstrecker Gottes" (Rothschilds Banker: we do god's own work) zukommt. Als Handlungsanweisung dient ihm dabei die vor Jahrtausenden niedergelegte Zukunftsschau des Judaismus. So arbeiten bis in die jüngste Zeit hinein chassidische Gelehrte an den Prophetien der Bibel. Sie suchen die offenen, die halbverschlüsselten, die allegorischen Ausblicke, analysieren und dekodieren diese mit Hilfe von Kabbala, Astrologie sowie altüberlieferter Buchstaben /Zahlenschlüssel, um sie anschließend in eine Zeitachse einzupassen. Und geben ihre Erkenntnisse dann an politische Aktivisten weiter, die daraus vollendete Tatsachen zu schaffen haben.

Wohlgemerkt: Diese Gruppe ist nicht mit dem jüdischen Volk zu identifizieren. Und auch nicht mit der jüdischen Religion. Es ist eine kruden Geheimlehren frönende Sekte, die das eigentliche Wesen des Judentums mit Füßen tritt. Das ist ein nicht zu vernachlässigender Unterschied. Dies zumal die Tätigkeit dieser okkulten Fanatiker dem Judentum als Volk fast immer nur geschadet hat. Patriotische Liebe zum eigenen Volk ist den aktivistischen Chassiden nämlich völlig fremd. Stets ordneten sie das Schicksal des jüdischen Volkes der Bedeutung der Prophezeiungen unter.

So beklatschte einer ihrer beiden wichtigsten Exponenten, der Sohn des ersten israelischen Chefrabbis Zvi Jehudah Kook, gar den Holocaust als "himmlische Chirurgie". Als ein "tiefes, verstecktes, göttliches Heilverfahren, das darauf abzielt, uns von der Unreinheit des Exils zu befreien." So wie beide Weltkriege sei "auch der Holocaust eine Erschütterung, die Vernichtung einer verfaulten Kultur (jene des Exils) im Dienst der nationalen Wiedergeburt und der Erfüllung der Vision des geoffenbarten Endes." [AVINER, SHLOMO (Hrsg.), Sihot ha Rav Zvi Yehudah, Keshet 1980 : (S. 11). RAVITZKY, AVIEZER, Messianism, Zionism and Jewish religious Radicalism, University of Chicago Press, Chicago 1996 : (S. 109 sowie FN 117 auf S.271)] Ins gleiche Horn blies der Kook zumindest gleichgestellte und von der Lubawitscher bzw. Chabad Sekte als lebender Messias verehrte Rabbiner ("Rebbe") Schneerson. Gefragt, wie der Holocaust habe geschehen können, wenn der Gott Israels die Welt regierte, sagte er, es habe einen faulen Ast im Judentum gegeben, der abgesägt werden mußte. [YORAM KANIOK, Artikel "Gott schütze uns vor den Religiösen! Israel am Scheideweg, DIE ZEIT Nr. 34, 14.08.1997 Feuilleton]

Das erschreckende: Die weltfremden Ideen von Kook und Schneerson stehen keineswegs für sich allein: Weil es dem Chassidismus früh gelungen war, auch das Mainstream Judentum mit einem engmaschigen Netz zu überziehen. Weil ihr Politkult über geheimdienstartige Strukturen verfügt. Und weil sich hinter dem Feigenblatt religiöser Frömmigkeit eine Arbeitsweise verbirgt, die nur mit jener der berüchtigten Loge P2 verglichen werden kann.
Quelle: http://www.chronos-medien.de/neuigkeiten. html (25. März 2005 / Seite 3 f)



Der lateinische Begriff „Holocaust"


Der lateinische Begriff des „Holocaust" ist aus theologischer Sicht offenbar eine Erinnerung an einen primitiven Baal-Kult, hebräisch olah, griechisch holokauston: das Brandopfer (gr. holos: ganz,vollkommen, unversehrt; gr. keiein: brennen, ätzen) als heilbringender Gottesdienst zu Ehren eines blutgierigen Stammesgotts: Offenbar sollen die Gläubigen in aller Welt Auschwitz abgehoben von der profanen Realität erleben: als endzeitliche Bewahrheitung des darum rankenden mythischen Fühlens ihrer Priesterschaft.

Dieses innere Erleben nun aber ganz profan, entheiligend, mit der Ausrottung der Juden zu assoziieren widerspricht nicht nur den demographischen Tatsachen vor und nach dem grausigen Akt, sondern auch der täglichen Erfahrung einer auffallend reichen jüdischen Präsenz in der Welt, die zudem führenden Einfluß zu entfalten versteht. Das wirft Fragen nach der Ebene auf, auf der das Holokaust-Geschehen, als ein jüdisches Faszinosum, dennoch grausig-ekstatische Realität ist.

Mit dem Holokaust einfach nur die numerisch-physische Ausrottung zu bezeichnen,banalisiert jedenfalls das dunkle Geschehen; es wird der numinosen Weihe der gewählten Logosophie nicht gerecht. Es geht an der offenbar bewußt gewollten Mystifizierung des Geschehens, wie es sich ja in der egotheotropen Begriffswahl, im Zusammenhang mit Auschwitz (!), dokumentiert, völlig vorbei und unterschlägt die äonale Dimension dieser bibelhistorischen Wahr-Sagung als einer geistig-religiösen Wirklichkeit.

Das Wort holokauston ist altbekannt. Staufer-Kaiser Friedrich II. benutzt es bei seiner Krönung 1220, wenn er das diademgeschmückte Ende seines Privat-Lebens - das Fortleben des Kaisertums in seiner Person - als seinen Holokaust erlebt, wie er wörtlich sagt (Ernst Kantorowicz: "Kaiser Friedrich der Zweite", Klett-Cotta). Er habe nun „seinen Leib und sein Können nicht nur geweiht, sondern in allverzehrendem Opferbrand demütig dargebracht".

Es ist hier offenkundig, daß holokauston, als Menschenopferbrand, nicht mehr notwendig die konkrete physische Vernichtung beinhaltet, sondern vielmehr auch eine Allegorie des Sterbens als intravitale Grenzüberschreitung zu neuem, herrlicherem Leben in derselben Person bedeuten kann, indem man ein anderer Mensch geworden ist.

Im Brockhaus unmittelbar nach Auschwitz (1952) findet sich das Stichwort Holocaust/Holokaust interessanterweise nicht; wohl aber in Meyers Konversationslexikon von 1903, in sicherem Abstand zu dem kommenden Geschehen. Es verweist (Brandopfer) auf die frühgeschichtlichen Wurzeln des Holokausts als „die übliche Bezeichnung für das hebräische olah (griech. holokauston), die ursprünglichste Form des Opfers, das die Anbetung in Dank und Fürbitte symbolisierte und täglich morgens und abends und bei den Festen, aber auch von den einzelnen allein oder in Verbindung mit anderen Opfern im altisraelitischen Kultus dargebracht wurde. Das Opfertier (ein männliches Tier von Rind- oder Kleinvieh, bei Unbemittelten als Ersatz Tauben) wurde geschlachtet, gehäutet, gereinigt und ganz oder in Stücke zerlegt auf dem Brandopferaltar (so im salomonischen Tempel) verbrannt."

Der kultisch beflissene Jude weiß daher sehr gut um die Besonderheiten - die Technik - des Verbrennens von Körpern aus Fleisch und Blut, die er zum Geschenk an seinen Gott als Rauchleib in die Wolken entläßt. Wie der Phönix aus der Asche soll sich die Judenheit aus dem vom religiösen Judentum so empfundenen Ritualmord an ihren Brüdern und Schwestern (Heinz Galinski) in Mittel- und Osteuropa erheben und ihren letzten Strahlenkranz anlegen, zum Zeichen, daß der Stammesgott das schwerste und größte Opfer, den eigenen Sohn - und eben doch nicht nur abrahamische Widder, die sich naturgemäß stets mehr zufällig als gottgefällig in der Hecke verheddern -, daß er seine eigenen Menschensöhne und -töchter in Europa gnädig angenommen hat.

Die Vorlage zu diesem ungeheuerlichen Produkt eines in politisches Wirken umgemünzten menschlichen Wahnerlebens, das Wiedereinführen von Menschenopfern, mitten in Europa, inmitten des 20. Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, findet sich schon zu Beginn der Thora, des wahrhaftig alten Testaments:





Gott fordert von Abraham die Opferung seines Sohnes lsaak, des „Lachers und Spötters"(!), die Er dem Vater im letzten Augenblick aber dann doch erläßt, nachdem Er sich -wie Er selbst zugibt -ausgiebig daran geweidet hatte, daß der Vater für Ihn dieses abartige Verbrechen um ein Haar wirklich begangen und seinen (eigenen) Sohn geschlachtet (l. Mose 22,10) hätte.

Zum Ausgleich schlachtet Abraham dann um so inbrünstiger außerhalb der Gen-Familie Artfremde, Tiere, zunächst einen Widder, nach dem sein Junge zuvor so arglos Ausschau gehalten hatte, um sich den vom Vater geschichteten Holzstoß zu erklären, und bringt sie dar.

Das heißt: Wir müssen fürchten, daß fanatisch-orthodoxe Juden ihre eigenen Brüder als Holokaust ausliefern würden (und das meint für sie: darbringen als Brandopfer zu Ehren Gottes), wenn es ihnen religiös sinnstiftend erschiene; Abrahams frommes Vorbild würde ihre Tat decken.

Hier schließt sich der Kreis. Jehova, „der blutrünstige alte Dämon" (Freud), hat, mittels dem millitaten Messias (Sabbatai Zwi) Hitlers, der Beihilfe seiner okkulten SS und des ganzen deutschen „Tätervolks" (Benjamin Navon), am Ende doch noch sein Menschenopfer, das Brandopfer, er hat sein Juden-Holokauston bekommen. So mutieren die Nationalsozialisten in Auschwitz zu Erfüllungsgehilfen kabbalistisch-mythischer Wiedergutmachungs- und Entsühnungsphantasien an ihren Gott, indem sie die europäischen Juden dem Jahwe als Holokaust, als Brandopfer, abliefern.

Und so mausert sich dieses Auschwitz, das dem Gr. Brockhaus (1952) mit der schlichten deskriptiven Charakterisierung als „berüchtigtes Konzentrationslager" eine ganze Zeile wert war, ghettoform zum weltfremden Quell der weltjüdischen Aktualneurose. Es wurde also keineswegs für Auschwitz der Holokaustbegriff geprägt; es war umgekehrt:

Die Jahrtausende alte schreckliche Volksphantasie vom Juden - Holokaust fand in Auschwitz ihr Ziel -, ihren Niederschlag in der Welt. Auschwitz markiert das Ende des Langen Marschs durch die Wüstenei jüdischer Diskriminierung, Bedrohung, Verfolgung, Vernichtung; Auschwitz markiert das Ende der jüdischen Religion als (Leidens-) Weg und den Beginn der jüdischen Religion als unverrückbaren Seinszustand: "Jeder Jude ist ein Edelstein" (Jüdische Allgemeine Wochenzeitung v. 28.7.1994).

Wer das Wort vom „Holocaust" als Bezeichnung für die Tötung, das Leiden und Sterben von Juden im Zweiten Weltkrieg in den Mund nimmt, weiß in aller Regel nicht, was er da sagt, welches abgründige nationalistisch-nationalreligiöse Gedankengut er mit diesem Begriff transportiert. Er ist so ahnungslos wie ein Ochse, der ja auch nicht weiß, ob er einen Karren mit Gülle oder Sprengstoff zieht. Wer aber weiß, wovon er redet (hierzu zählen alle Pfarrer), dem ist vorzuhalten, daß er diesen - und seltsamerweise nur diesen - Gruppenmord zu einem religiösen Erlösungs-Opfer aufbauscht, das den Opfertod Christi noch in den Schatten stellt; daß er sich um den Preis seiner eigenen Würde und Schönheit an einer Dämonisierung der Geschichte beteiligt, die den Gipfelpunkt auserwählter Geistesverwirrung markiert und unseren Planeten in den Ruin zu treiben droht: ökologisch und politisch.

Der Brandopfer-Wahn wächst sich zum Brandsatz der Menschheit aus. Wir stehen hier nicht vor einer Religion in der Geschichte, sondern wir erleben die Geschichte als Religion. Da es aber nur eine Geschichte geben kann, kann auch nur jene eine die wahrhaftige Religion sein. Deshalb haben die Juden ganz recht, wenn sie das Wort Holokaust allein für jüdische Belange verwandt wissen wollen: Es ist ein Begriff, der tatsächlich nur für das Geschehen in Auschwitz zutreffend ist und nicht etwa, wie der Papst meint, gleichermaßen für den Massenmord im Mutterleib (Abtreibungs-Holokaust) oder etwa gar den Bomben-Völkermord in Dresden (Bomben-Holokaust):

Während die Menschen in Dresden -oder Hiroschima - bloß wegstarben wie die Fliegen, so war das jüdische Brennen ein Brandopfer der Erlösung und Sinnstiftung; es war ein Holokaust ihrer selbst zur endgültigen Entsühnung und zur Versöhnung mit ihrem Gott.

Diese Deutung kennzeichnet Auschwitz als einen einzigen unvergleichlichen Brandopferaltar,und in diesem Verständnis war das Geschehene wahrhaftig einmalig: Es hat mit dem zigmillionenfachen Wegschlachten von Menschen, die - wie die Kulaken im stalinistischen Machtbereich schon durch ihr bloßes So-Sein dem historischen Fortschritt nur im Wege
standen, wenig zu tun, und noch weniger läßt es sich mit dem Ausradieren und der Entwesung von Nazigroßstädten vergleichen oder gar aufrechnen: „Der Amalek" ist nicht holokaustfähig und folglich nicht holokaustierbar; man kann ihn allenfalls, wie in Dresden, verheizen.

In diesem Zusammenhang sei auch an die Fragel „Warum Auschwitz nicht bombardiert wurde" erinnert, in dem das historisch gesicherte Unterlassen geeigneter Bombardments zur Vernichtung der holokaustischen „Todesfabrik" mit der juristisch gesicherten „historischen Tatsache des millionenfachen Völkermordes an den Juden" versöhnt werden sollte.

„Man darf sich nicht fragen, wie solch ein Massenmord möglich war. Er war technisch möglich, weil er stattgefunden hat. Das ist der obligatorische Ausgangspunkt jeder historischen Untersuchung zu diesem Thema. Diese Wahrheit wollen wir einfach in Erinnerung rufen: Es gibt keine Debatte über die Existenz der Gaskammern, und es darf auch keine geben."

Und Galinski bekräftigte es mit dem spezifischen Selbstbewußtsein seiner Minderheit: „Wir geben eine schrankenlose geschichtliche Forschung nicht frei." Statt ihrer avancierte die „Geschichtswerkstatt". Das ist die Wahrheit in einer Welt, in der Geschichte zugleich auf seinen heiligen Kern zustrebende Religion ist: Denn Religion, die sich in der Geschichte erfüllt, muß darüber bestimmen dürfen, was geht und was nicht geht. Sonst ist sie verloren.

Das Geschehen um Auschwitz betrifft alle Juden, weil es sie von ihrer alten Erbsünde befreit,die nach Sigmund Freud in der „Ermordung ihres Führers Moses" begründet liegt. Nach seiner Auffassung stellt diese Mordtat den kultur-, geistes- und religionsgeschichtlichen Kern der jüdischen Messias-Erwartung dar, mit dessen Niederkunft (christl.: Advent) sie die Vergebung ihres biblischen Verbrechens verbinden. Daher erleben sich die gläubigen Juden
in Auschwitz nicht nur hingemordet, sondern zugleich erlöst und von Gott bündisch wiederangenommen.

Die furchtbare Straferwartung der Juden über die Generationen fort findet sich an vielen Stellen in ihren Schriften, so bei 2. Mose 32,34: „Ich werde ihre Sünde wohl heimsuchen, wenn meine Zeit kommt heimzusuchen." Im Rückblick erkannten die mosaischen Führer im Auschwitz des modernen Baàl Sebub vom Inn diese Zeit für gekommen. Deshalb empfanden sie die metaphysisch tingierte Metapher Holokaust für das grausige historische Geschehen als auch mythisch erfüllt: der Jude als Opferlamm Gottes.

In jenem Ringen hatte jüdische Führungsfrömmigkeit den profanen deutschen Führerstaat bezwungen. Auschwitz wird von den Gläubigen als Strafgericht und zugleich als die endlich vollbrachte Wiedergutmachung erlebt, ein „Ungeschehenmachen", das die Distanz zu Gott aufhebt. Die von Gott für später einmal angedrohte Strafe wird als erfüllt empfunden. Vor dem Hintergrund des Leidenswegs, der in Auschwitz seinen physischen wie metaphysischen
endzeitlichen Gipfelpunkt erreicht habe, greift nun die religiöse Lehre um sich, daß das jüdische Volk durch dieses letzte Opfer „sich selbst sein eigener Messias" (Günther Ginzel, Jüdisches Leben heute, DLF) geworden sei.

So wird das deutsche „Dritte Reich" als „Reich des Bösen", zugleich aber als Werkzeug der Prophezeiung, erlebt und Hitler als ein sozusagen profaner Gegenjehova oder doch zumindest ein Gegenmoses, der sein Volk aber nicht in die Befreiung, sondern, als Narr Gottes, in die von Jehova vorbestimmte gesegnete Knechtschaft geführt hat.

Hier befinden wir uns in der vertrauten bipolaren Bibelwelt von Gott und Teufel. Auschwitz ist Läuter-Ofen. Die Schergen der allen Christen geläufigen Höllenvorstellung tragen dort SSUniform; und tumb, wie sie sind, merken sie nicht, daß sie, in transzendenter Wirklichkeit, ihre Rassenfeinde nicht nur nicht töten, sondern erhöhen. Sie merken nicht, daß sie, göttlich fremdbestimmt, die Kohlen schleppen für das Fegefeuer, in dem sich die jüdische Läuterung
als letztes Kapitel der Geschichte vollzieht.

Der Holokaustglaube ist daher keine neue Religion, wie die revisionistischen Zweifler fürchten, sondern - in der empfundenen biblischen Kontinuität des verheißenen Schicksals - die Vollendung der alten: des Mosaismus. Indem aber die Messiasfrage religiös entschieden ist, wird der weltweite Christuskult zum Störenfried. Es besteht, in den Augen der gläubigen Juden, eine Art Zwei-Päpste-Problem, das sie in ihrem Sinn lösen werden wollen.

So wendet die religiöse jüdische Welt einen ihrer bislang größten Rückschläge, die Zerstörung der jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa, ins Gegenteil: in eine letzte sinnstiftende Katharsis judentümlicher (Leidens-)Geschichte. Vielleicht leitet sie neben der Ofen-Verheißung (Jesaja 48,10) auch die Mythos gewordene Erinnerung an den fabelhaften heiligen Vogel der Ägypter, Phönix, der sich alle 500 Jahre verbrennt, um desto herrlicher wiederaufzuerstehen aus seiner Asche. - Und wahrhaftig ist selten noch ein dem Völkermord zum Opfer gefallenes Volk derart gestärkt aus seiner Vernichtung hervorgegangen wie das jüdische: Sein „Ganzopfer" in den „Gasöfen der Nazis" (Frankfurter Rundschau) war nicht vergebens; sein Holokaust, dargebracht auf den Holzscheiten der SS als ein Brandopfer seiner selbst, wurde angenommen.

Siehe auch: