Montag, 8. Februar 2010

Hitlers "edeljüdischen" Ärzte



Dr. Eduard Bloch (1872-1945) war in Linz Hausarzt von Adolf Hitlers Mutter Klara. Aufopfernd begleitete er ihr Sterben. Damals entwickelte sich eine herzliche Beziehung zwischen dem frommen Juden und dem 18-jährigen Hitler. Die Autorin Brigitte Hamann erzählt in einer Biografie von Bloch und dessen großer Familie. Auch die absurde These, Bloch sei der Auslöser für Hitlers Antisemitismus gewesen, wird hier widerlegt.

Am 14. Januar 1907 erscheint in Dr. Blochs Praxis in Linz eine ihm bis dahin unbekannte, etwa 50-jährige Frau. Sie klagt über starke Schmerzen in der Brust. "Nach genauer Untersuchung", wird Bloch später in seinen Memoiren notieren, "konnte ich mit Sicherheit das Vorhandensein einer bösartigen Neubildung feststellen. Eine derartige Diagnose war damals mit einem Todesurteil gleichbedeutend. Diese blasse, hilfesuchende Frau war Klara Hitler, die Mutter Adolf Hitlers."

"Große Liebe zwischen Klara und Adolf"

Portrait von Klara Hitler, der Mutter Adolf Hitlers. Quelle: ap
Klara Hitler - die schwerkranke Mutter
Adolf ist damals gerade 18 Jahre alt und sehr berührt. "Sein langes, bleiches Gesicht war verstört", erinnert sich Bloch, "Tränen flossen aus seinen Augen. Hatte denn seine Mutter, fragte er, keine Chance? Erst dann realisierte ich, wie groß die Liebe zwischen Mutter und Sohn war."
"Diese Mutter," bestätigt auch die Historikerin Brigitte Hamann, "war eine Heilige für ihn. Tatsächlich eine sehr sympathische Frau, die sehr lieb zu ihren Kindern war. Und dann war der junge Adolf Tag und Nacht an ihrem Bett, er hat sie gepflegt, er hat sie gewaschen, er hat ihr erzählt, wenn sie die Augen aufgemacht hat. Und Bloch war unglaublich fasziniert von dieser engen Bindung dieses jungen, ja hilflosen Sohnes und dieser auch sehr tapferen kranken Frau."

Dankesgrüße von unterwegs

Ein Jahr lang behandelt Bloch Klara Hitler aufopferungsvoll, kommt am Ende täglich zum Hausbesuch. "Die Krankheit, an der Frau Hitler litt, verursachte sehr starke Schmerzen. Sie trug ihre Last tapfer ohne Wanken und Klagen. Aber ihren Sohn schien der Schmerz der Mutter zu martern. Sein Gesicht war angstverzerrt, wenn er sah, wie die Schmerzen ihr Gesicht zusammenzogen. Es konnte nur noch sehr wenig getan werden."
Cover: "Hitlers Edeljude". Quelle: Piper Verlag
Dr. Ernst Bloch mit seinen Enkeln

Klara Hitler stirbt im Dezember 1907. Bloch hat das Bild des trauernden Sohnes noch Jahrzehnte später vor Augen: "In meiner ganzen Karriere habe ich niemanden gesehen, der so vom Kummer vernichtet war, wie Adolf Hitler." Adolf dankt Bloch aufrichtig für die Fürsorge. Dann verlässt er Linz. Die beiden werden sich nie wieder begegnen. Nur Postkarten erhält Bloch anfangs noch gelegentlich. "Von meiner Wiener Reise die herzlichsten Grüße - Ihr stets dankbarer Patient Adolf Hitler." Und: "Die herzlichsten Neujahrswünsche - Ihr stets dankbarer Adolf Hitler."

"Edeljude" Bloch

Über 30 Jahre später. Am 12. März 1938 zieht Hitler unter großem Jubel der Bevölkerung in Linz ein. Kaum im Rathaus angekommen, erkundigt er sich bei Hofrat Adolf Eigl: "Sagen Sie, lebt mein guter alter Dr. Bloch noch? Ja, wenn alle Juden so wären wie er, dann gäbe es keinen Antisemitismus."

"Ein völlig schwachsinniger Satz," wie Hamann zu recht konstatiert, "aber Dr. Bloch hat sich dadurch geschmeichelt gefühlt, weil man ihm das ja sofort weitergesagt hat. Und er war dann so stolz darauf. Das ist ja die Schwierigkeit: Er hat diesen jungen Mann geliebt und jetzt kam der, ja klar, auch als bekannter Antisemit und alle Juden haben sich gefürchtet, und er hat sich auch gefürchtet. Aber andererseits hat er auch gedacht: 'Mir und meiner Familie wird nichts passieren, denn der Hitler hat ja am ersten Tag gesagt: Der Bloch ist ein Edeljude. Er wird mich sicher schützen.' "

Familie Bloch als "Ehrenarier"?

Palais Weißenwolf in Linz: Die ehemalige Praxis von Dr. Eduard Bloch. Quelle: Anzi9
Palais Weißenwolf: Dr. Blochs ehemalige Praxis

Und tatsächlich. Während die Situation für die Juden in Linz zusehends bedrohlicher wird, Verhaftungen, Enteignungen und Schikanen an der Tagesordnung sind, steht Bloch unter ausdrücklichem Schutz der Gestapo. Er muss keinen Judenzettel am Haus haben, kein "J" auf seinen Lebensmittelkarten. Er darf seinen Pass behalten, sein Telefon und seine Wohnung, die nicht ein einziges Mal von der Gestapo untersucht wird. Die schützt nicht nur sein Leben, sie will ihn sogar zu einem der ihren machen: "Im Auftrag von Hitler", so Hamann, "sagte die Gestapo zu Bloch: 'Wir geben ihnen sofort neue Papiere, und dann sind Sie und Ihre Frau Ehrenarier und es wird ihnen nie etwas passieren.' Da hat der fromme Bloch gesagt, das kann er nicht machen. Das ist ja klar, dass er das nicht machen kann, der war ja ein gläubiger Jude."

Immer wieder setzt sich Bloch bei der Gestapo auch für andere Juden ein - mehrfach mit Erfolg. Aber als schließlich sogar seine Tochter und die Enkel ins Ausland fliehen, hält auch Bloch und seine Frau nichts mehr. Sie reisen in die USA aus, wo Eduard Bloch 1945 stirbt - ohne den großen Zwiespalt seines Lebens gelöst zu haben: Wie konnte dieser junge Mann, den er so besonders gern mochte, und der ihn, Dr. Bloch ja auch mochte, zum größten Verbrecher aller Zeiten werden?

Biografie klärt umstrittende Theorien auf

Mehr als 30 Jahre nach seinem Tod, Ende der 70er Jahre, ist Bloch plötzlich wieder im Gespräch - und zwar als Verursacher des Hitlerschen Antisemitismus. Wie bitte? Der amerikanische Historiker Blinion, ein Vertreter der sogenannten Psychohistorie, mutmaßt: Weil Bloch Klara Hitler nicht habe heilen können, habe Hitler ihn - natürlich unterbewusst - gehasst. Und mit ihm dann alle Juden. Eine These, die ernsthaft diskutiert wurde - auch in Deutschland. Bloch schuld am Holocaust? Solche Theorien hat Brigitte Hamann nun mit einer umfassenden, minutiös recherchierten Biografie des Linzer Arztes für alle Zeiten widerlegt.
Quelle: ZDF

Gemäß Wikipedia wurde Hitler übrigends von seinem Halbbruder William Patrick Hitler wegen seiner "jüdischen" Abstammung erpresst.

Besonders "germanisch" sah dieser Hitler jedenfalls nicht aus. Stellt sich die Frage wer Hitler selbst zum "Ehrenarier" ernannt hat?


MORELL, HITLERS ZWEITER JÜDISCHER LEIBARZT UND SEINE FOLGEN


     


    Was in Hitlers Intimbereich gehörte, kam aus dem Hoffmann‑Stall: Eva Braun wie Dr. Morell. Und alle drei waren jüdischer Abstammung, und die Hitler‑Umgebung stiess sich besonders an Morells «ausgeprägtem Geschäftssinn und an seinem orientalischen Aussehen» ‑ so Hitlers Privatsekretärin Schröder. Auf Reisen liessen die Adjutanten den meist Zuspätkommenden des öfteren im Packwagen mitfahren, bis ein Donnerwetter Hitlers diesen Spässen ein Ende bereitete. Hitlers beleibter Leibarzt Morell hatte sich zunächst ein Jahr als Schiffsarzt versucht und im Ersten Weltkrieg als junger Mann im hessischen Dietzenbach praktiziert. Ab 1919 kam er als Arzt für Geschlechtskrankheiten an Berlins Kurfürstendamm in Mode, wo er mit allerhand Zaubermitteln abgeschlaffte Adelige und Damen der Halbwelt aufputschte. Morell fuhr zum Leibfotografen Hoffmann nach Berchtesgaden eines Trippers wegen, und er half ihm durch Spritzen. Hoffmann empfahl seinem Freund Hitler, der zu Unrecht glaubte, von einer ähnlichen schlimmeren Krankheit befallen zu sein, diesen Geschlechtskrankenarzt, und so nahm das Verhängnis seinen Lauf. Die beiden gerissenen Geschäftsleute Hoffmann und Morell verstanden sich auf Anhieb. Gelegentliche Zusammenstösse mit dem Abtreibungsparagraphen halfen Morells Ansehen. Er gehörte zu den März‑Gefallenen, das heisst zu denjenigen, die kurz nach Hitlers Regierungsantritt im Januar 1933 der NSDAP beigetreten waren.

    Bis zum Jahre 1936 war Hitler nach seiner Machtübernahme allseits belobigt worden, von Churchill in besonderem Masse. Nach der Ernennung Morells zum Leibarzt in diesem Jahre änderte sich das zunächst langsam und dann schnell. Aus Boykottmassnahmen, die deutsche Juden in die Wüste zurücktreiben sollten, wurden Mord und Totschlag, und bald war das Reich mit Gott und der Welt verfeindet. Morell tat mit Aufnahme seiner Leibarzttätigkeit zwei Dinge sofort: erstens begann er, Hitler langsam, aber sicher durch strychninhaltige Spritzen zu vergiften und zweitens machte er ihn mit Pervitin von sich und seinen Drogen abhängig. Die Bilder, die vor und nach Morells Behandlung aufgenommen wurden, sprechen eine klare Sprache ‑ nur acht Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen am Schluss des Kapitels.
    Daneben erraffte Morell sich einige zig‑Millionen und kann als Deutschlands Kriegsgewinnler Nummer eins gelten. Auf Briefen mit dem Kopf «Der Führer und Reichskanzler» erteilte er Befehle, beteiligte sich an der jüdischen pharmazeutischen Firma Katz & Co. in Budapest, stellte tonnenweise Vitamultin‑Bonbons her und verhökerte sie an den Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, dessen Urgrossvater väterlicherseits ein 'v' aus seinem Namen hatte fallen lassen und der auch äusserlich ganz erheblich dem Morell glich. Professer Schenk, Beauftragter des Reichsgesundheitsführers beim Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, schätzte Morells Einkommen «allein aus dieser Fabrikation auf etwa 20 Millionen Mark».

    Es gibt keinen Arzt, der Morell kannte, der ihn nicht als Kurpfuscher, Scharlatan oder Quacksalber bezeichnet hätte, und der englische Historiker Trevor‑Roper nannte ihn nach näherem Kennenlernen in der Internierung einen «plumpen, alten Mann mit kriecherischen Manieren, undeutlicher Sprechweise und den hygienischen Gewohnheiten eines Schweins.» Hitlers Kammerdiener Krause hatte einen Katarrh und Hitler riet ihm: «Gehen Sie zu Morell und lassen Sie sich eine Spritze geben» und Krause antwortete: «Von Dr. Morell lasse ich mir keine Spritze geben ‑ sonst kann ich ewig hingehen> Der Rat wurde zum Befehl und Krause verweigerte diesen Befehl. Der unbotmässige Marinesoldat Krause wurde durch Linge, der von der SS kam, ersetzt.

    Als der Prinz von Schaumburg‑Lippe dem Reichspropagandaminister Dr. Goebbels riet, sich von Dr. Morell behandeln zu lassen, erregte sich Goebbels: «Dieser Verbrecher wird mein Haus nicht betreten.» Gelegentlich behandelte Morell auch in‑ oder ausländische Gäste des Führers. Im März 1939 wurde dem tschechischen Präsidenten Hàcha beim Gespräch mit Göring und Ribbentrop flau und der Wunderdoktor Morell eilte mit einer Spritze herbei. So gestärkt, trat Präsident Hàcha in Hitlers Arbeitszimmer und legte dort schriftlich «das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers.» Dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, fielen mitten im Krieg die sich ständig verschlechternde Gesundheit und die durch Drogen bedingte charakterliche Veränderung Hitlers auf; vorsichtig fühlte er bei seinem Führer vor und prompt erregte er dessen Jähzorn und gab auf. Hitler wollte 'gedopt' werden, wie sonst sollte er 'Sieg' schreien in einem Krieg, von dem er wusste, dass er längst verloren war?

    Professor Schenk hatte seinem damaligen Chef, SS-Obergruppenführer Pohl, gemeldet: «Der Führer wird von Morell in starkem Masse gedopt.» Pohl meldete erregt weiter an Himmler und einige Tage darauf erhielt Professor Schenk den Befehl, «über diese ganze Angelegenheit zu schweigen.» (Dr. Hans-Dietrich Röhrs, „Hitler, die Zerstörung einer Persönlichkeit“, Kurt Vowinckel Verlag Neckargemünd 1965, S. 111)



    Besonders unbeliebt machte sich der tüchtige Arzt Professor Brandt, der von Hitler aus seiner Umgebung verbannt wurde, als er in seiner freien Art erklärt hatte «Mein Führer, Sie werden durch diese Injektionen systematisch vergiftet.» Professor Brandt fiel also in Ungnade, seine Erschiessung wurde einige Monate später verlangt, doch fand sich dazu beim Kriegsgericht kein Richter bereit, und Brandt überlebte das Ende als Gefangener Hitlers.


    In einem ausserordentlich aufschlussreichen Buch hat der Arzt und Ärztefunktionär Dr. Röhrs nach langwierigen Forschungen die «Zerstörung einer Persönlichkeit» durch Morells Gifte und Drogen aufgezeigt ‑ es hat sich alles in allem um einige tausend Injektionen gehandelt, mit denen der Schutzbefohlene in seiner Handlungsfreiheit durch Morell gelähmt wurde. Eine israelische Zeitung fragte, Gifte und Drogen verniedlichend: «Nach der Dolchstosslegende eine Wundermittellegende?» und Dr. Röhrs blieb in den drei deutschen Teilstaaten weitgehend unbekannt.

    Der zum Professor ernannte Morell verliess mit seinem Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz Berlin am 21. April 1945, nachdem Hitler zu der Erkenntnis gekommen war:

    • «Medikamente können nicht mehr helfen.» Er begab sich in amerikanische Gefangenschaft, die Vernehmungen begannen und prompt baute er sich zum Helden des Widerstandes auf, und der englische Historiker Trevor‑Roper lässt die Katze ein wenig aus dem Sack lugen: «With all the former doctors removed, Morell could look forward comfortably to the last and most spectacular of his medical monopolies» ‑ nach der Entfernung aller früheren Ärzte konnte Morell also in aller Seelenruhe an das von ihm monopolisierte ärztliche Werk gehen. Auch einer dieser früheren Ärzte, Dr. Giesing, rühmte sich später im «Stern», er habe den Versuch unternommen, Hitler zu vergiften, doch Kammerdiener Linge sei bei diesem Unternehmen in den Bunkerraum getreten. Nach angestellten Ermittlungen liess die für Giesing zuständige Staatsanwaltschaft Krefeld durchblicken, sie nähme das als Angeberei, und Dr. Porschen von der Ärztekanuner Nordrhein konnte sich in dieser Angelegenheit «unmöglich vorstellen», dass dieser Bruch des hippokratischen Eides ernst zu nehmen sei. (Bescheid Ärztekammer Nordrhein vom 16.3.1970)


    Die Amerikaner erklärten Morell zum Unbelasteten und beliessen ihm das im Kriege erschobene Millionenvermögen. Sie liessen ihn frei und den wachsamen Professor Brandt hängten sie, als dieser über Morells Behandlung zu reden begann ‑ weil er es «an der notwendigen Aufsichtspflicht in seinem Arbeitsbereich hat mangeln lassen». Jahre nach dem Kriege gaben die Amerikaner die «Morell Papers» zurück, und bis zum heutigen Tage fehlen darin Hitlers Kranken‑ und Behandlungspapiere - ein Vortrag über Morells wirkungsloses Läusepulver Russla, das die Russlandkämpfer verhöhnten, ist in der Sammlung enthalten.