»Beckmann« am 22. Februar 2010: War da was? Eigentlich nicht. Vielleicht bis auf die Kleinigkeit, dass Altbundeskanzler Helmut Schmidt den US-Präsidenten Barack Obama in eine Reihe mit Hitler und Stalin stellte. Skandal? Aufschrei? Nicht doch. Stattdessen eisernes Schweigen. Das Zentralorgan »Spiegel Online« erklärte auch warum: Der darf das!
Man schrieb den 22. Februar 2010. In der Talksendung Beckmann
saßen dem Moderator zwei Talkgäste gegenüber. Ein weißhaariger,
qualmender Helmut Schmidt im Rollstuhl und der jüdische Historiker
Fritz Stern. Beide sollen an diesem Abend von Beckmann ordentlich
Publicitiy für ihr politisch korrektes Gesprächsbuch Unser Jahrhundert bekommen. Doch dann wird es plötzlich alles andere als politisch korrekt.
»Es
gibt eine Regel bei Diskussionen über aktuelle Themen: die sich jeder
Teilnehmer merken sollte«, schrieb einmal der jüdische Journalist
Henryk M. Broder: »Wer zuerst Hitler, Nazis, Drittes Reich sagt,
hat die Arschkarte gezogen. So einer ist entweder NS-Sympathisant oder
– noch schlimmer – er missachtet das 11. Gebot: Du sollst nicht
vergleichen!«
Nur ganz besondere Persönlichkeiten können sich über dieses 11.
Gebot hinwegsetzen, ja, eigentlich gibt es nur einen Deutschen, bei dem
man sich das vorstellen kann. Und das ist der quasi unantastbare
Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der nun auch noch mit seinem jüdischen
Freund im Studio saß.
Was Helmut Schmidt »an der Redeart von Barack Obama« nicht gefalle, wollte Gastgeber Reinhold Beckmann (ARD) wissen.
Darauf Schmidt: »Ich habe nichts gegen die Art der Rede. Aber ich
habe erlebt, dass Charismatiker hinterher mehr Unheil gestiftet haben,
als sie sich selber vorgestellt haben. Immerhin – Adolf Hitler war auch
ein Charismatiker.«
Pause. Beckmann und Stern hat es die Sprache verschlagen. Im Studio
und in Millionen von Wohnzimmern konnte man eine Stecknadel fallen
hören. Stalin und Mao Tse-Tung seien auch Charismatiker gewesen, sagte
Schmidt in die Stille hinein, was die Sache nicht besser, sondern nur
noch »schlimmer« machte.
Nur, um das einmal festzuhalten: Der ehemalige und wahrscheinlich
beste Bundeskanzler, den Deutschland je hatte (was eine relative
Wertung ist, keine absolute), stellte den amerikanischen Präsidenten
Obama in eine Reihe mit Massenmördern, die Abermillionen von Menschen
auf dem Gewissen haben. Und das sollte man nie vergessen – denn eines
ist sicher: unüberlegt oder zufällig hat Helmut Schmidt das bestimmt
nicht getan.
Daher lautete die spannende Frage: Wie würden Politik und unsere
»Qualitätsmedien« reagieren? Antwort: Man erlebte den Versuch, ein
aufflackerndes Feuer durch Brennstoffmangel auszuhungern. Aber eine
Sendung, die von Millionen Zuschauern gesehen wurde, kann man doch
nicht totschweigen! Oh, doch. Man mag es nicht glauben, aber selbst vor
einem Millionenpublikum ausgebreitete Skandale und Sensationen kann man
ungeschehen machen, indem man sie einfach nicht wahrnimmt und nicht
über sie berichtet.
Nehmen wir an, jemand würde einen riesigen Felsbrocken ins Wasser
werfen, und auf dem Wasser würden sich nicht die kleinsten Wellen
bilden – wäre das nicht der beste Beweis, dass mit diesem Wasser etwas
nicht stimmen kann?
Obama ist ebenso wenig amerikanischer Staatsbürger wie Hitler deutscher Staatsbürger war.
Obama ist wie Hitler sehr mysteriös aus dem Nichts aufgetaucht.
Wurde Obama von den gleichen Kreisen finanziert und an die Macht gebracht wie Hitler?