Donnerstag, 1. Dezember 2011

Rauben im Auftrag des Staates

Rauben im Auftrag des Staates – Finanzbehörden plünderten bis zum letzten Pfennig und Hemd – Beute im Wert von 119 Milliarden Reichsmark

Mainz, 30. November 2011 (ADN). Die Historikerin Christane Kuller von der Universität Erfurt bestätigte gestern in der ZDF-Sendung „Frontal21″, dass die deutschen Finanzbehörden während des Dritten Reichs Sondersteuern wie die Reichfluchtsteuer einzogen, das Vermögen von Juden registrierten und das Raubgut öffentlich versteigern ließen. Sie taten das mit höchster Akribie und Gründlichkeit. Nach den Worten von Kuller, die die Rolle der Finanzbehörden unter Hitler im Auftrag des Bundesfinanzministeriums erforscht, hat die „bürokrarische Effizienz“ der Finanzbeamten „die Radikalisierung der Verfolgung in Gang gebracht“.

Nach dem Krieg waren die gleichen Beamten für die Bearbeitung von Entschädigungsforderungen zuständig. Überlebende wie die Familie Wolffson fühlten sich wieder der Willkür der einstigen Peiniger ausgesetzt. Sie mussten erleben, wie ihre Verfahren verschleppt wurden. Wie die Zeitzeugin Vera Friedländer in der Sendung berichtete, haben die Finanzbeamten „die Verbrechen bis zum Ende schön dokumentiert“.

Nach Auffassung von Christiane Kuller wurde bei diesen Schnäppchenjagden nichts ausgelassen: „Das sind einfachse Kleidungsstücke, die da geraubt wurden. Auch das ist ganz bürokratisch, systematisch durchgeführt worden. Es ging auch ums Prinzip – ob arm oder reich.“

Schätzungen zufolge erbrachten die Beutezüge der Finanzbeamten bei sogenannten Reichsfeinden, Juden und aqnderen missliebigen Personen rund 119 Milliarden Reichsmark ein. Dazu hatte die Reichsfinanzverwaltung eigene Stäbe eingerichtet, die Wohnungen und Konten plünderten und dem Reichsvermögen einverleibten.

Enteignung und Entrechtung waren ein Staatsgeschäft geworden. Die Bundesrepublik Deutschland hat nach dem Zweiten Weltkrieg diesen Finanbehörden erneut freie Hand gelassen, um Menschen Eigentum wegzunehmen oder vorzuenthalten. ++ (dr/mgn/30.11.11 – 24)

Quelle: Nachrichtenagentur ADN vom 30.11.2011